Has(s)t du Worte?
Eintrag vom 29. Januar 2024
Welche Bedeutung kann ein Wort haben? Welche Auswirkungen hat es, wenn einem die Worte fehlen oder schlimmer, wenn sie einem genommen werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die Darstellen und Gestalten-Kurse der Jahrgänge 7 bis 10 unter dem Motto „Has(s)t du Worte?“.
Ihre Unterrichtsergebnisse brachten sie auch in diesem Jahr in der vollbesetzten Aula der Verbundschule Hille auf die Bühne. Unterstützt wurden sie dabei von der Schulband „Living Legends“, die die Pausen zwischen den Jahrgängen mit Titeln wie „Smells like teen spirit“ oder „Levitating“ musikalisch gestaltete. Das Publikum honorierte dies mit lautem Applaus, den sich die Musiker unter der Leitung von Marcel Jakob auch redlich verdient hatten.
Eröffnet wurde der Abend von der neuen stellvertretenden Schulleiterin Tanja Wilmsmeier, die das Publikum herzlich willkommen hieß. Im Anschluss richteten die Lehrerinnen Carola Beck und Ronja Stegemeyer noch kurz das Wort an das Publikum, um zu verdeutlichen, wie wichtig es in einem kreativen Fach wie Darstellen und Gestalten sei, die Unterschiede und auch die Andersartigkeit der Kinder aufzugreifen und sie für die Bühne zu nutzen. So zeigten die Szenen der Jahrgänge vor allem auch, welche überzeugenden Ergebnisse entstehen können, wenn Menschen trotz ihrer Andersartigkeit gemeinsam und im respektvollen Miteinander arbeiten.
Danach übernahm endlich der zehnte Jahrgang mit der Moderation die Bühne und läutete den Auftritt des siebten Jahrgangs und damit der jüngsten Schüler:innen des Faches ein. Auf die Frage „Hast du Worte?“ musste Jahrgang 7 mit einem „Nein!“ antworten, denn der siebte Jahrgang beschäftigte sich ganz traditionell mit dem Bereich der Körpersprache. Wer jedoch glaub, dass das Fehlen von Worten dazu führt, dass man nichts mehr sagen kann, der hat weit gefehlt. Was sie mit Worten nicht sagen durften, erzählte der siebte Jahrgang kurzerhand mit Körpersprache. Das Publikum konnte beobachten, wie sich mystische Fabelwesen wie Orks und Feen mit selbstgestalteten Masken über die Bühne bewegten und dabei z.B. erzählten, was sich Vampire eigentlich zum Geburtstag schenken. Die Schüler:innen überzeugten dabei mit deutlicher Körpersprache und synchronen Bewegungen und konnten unter Beweis stellen, was sie in ihrem ersten halben Jahr schon alles gelernt haben.
Der achte Jahrgang hatte die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Kommunikation in den Fokus seiner Überlegungen gesetzt. Die Schüler:innen präsentierten die fehleranfällig Kommunikation zwischen unterschiedlichen Generationen, indem sie auf humorvolle Art Telefongespräche zwischen Großeltern und Enkeln inszenierten. Auch Gespräche bei Familientreffen, bei denen typischerweise alle Anwesenden eine Meinung zu einem Thema haben, wurden aufgegriffen. Im Gedächtnis bleiben jedoch vor allem die beiden Szenen, in denen die Darstellenden all jene Sätze und Formulierungen immer und immer wieder wiederholten, die gerade im Jugendalter niemand mehr hören mag, wie „Ich bin nicht böse auf dich, ich bin nur enttäuscht“ oder „Leg‘ das Handy weg!“.
Jahrgang 9 tauchte anschließend in die Welt des Schwarzlichts ab, in der einige Effekte möglich sind, die bei normalem Bühnenlicht nicht umzusetzen sind. Das Wort gaben die Schüler:innen hierbei an Musikinterpreten wie „Wir sind Helden“ ab, die z.B. mit dem Titel „Nur ein Wort“ das Motto des Abends aufgriffen. Den Text des Liedes untermalten die Darstellenden, indem sie das Wort als leuchtendes Symbol über die Bühne fliegen ließen, es warfen und sogar stellenweise traten. Besonders beeindruckend war zu beobachten, wie eine Figur auf der Bühne ihre Worte verlor, weil sie in ihrer Beziehung immer weiter geknebelt wurde und sich schließlich von all dem frei machte. Auch darin zeigte sich in besonderer Weise die Bedeutung von Worten.
Zum Abschluss erzählte der zehnte Jahrgang die Geschichte eines Mobbingopfers. Zu Beginn feierte die Figur noch ganz normal ihren Geburtstag. Doch schon die Gäste machten schnell deutlich, dass irgendetwas nicht stimmt. Das Besondere an dieser Szene war, dass die Geburtstagsgeschenke durch Zettel aus dem Publikum vorgegeben wurden, die diese vor dem Beginn des DuG-Abends aufschreiben konnten. Die Darstellenden auf der Bühne mussten improvisieren und ganz spontan auf das reagieren, was sie auf den Zetteln vorfanden. Die anschließenden Standbilder zeigten Stationen des Mobbings, die wie eine Stop-Motion-Geschichte hintereinander aufgebaut wurden. Einzelne Figuren lösten sich hierbei kurzzeitig aus den Bildern und verliehen den unterschiedlichen Figurengruppen – Mobbingopfer, Mobber, Zuschauer – eine Stimme. In der letzten Szene wurde das Mobbingopfer schließlich von all den Beleidigungen verfolgt und bedrängt und schien nicht entkommen zu können – bis es sich entschließt, diesen Worten kein Gewicht mehr zu geben. Am Ende steht das Fazit, dass Worte Waffen sein können, dass wir sie aber auch nutzen können, um zu heilen.
Alle Jahrgänge konnten an diesem Abend beweisen, was sie im Unterricht gelernt haben, aber darüber hinaus konnten sie vor allem zeigen, was sie beschäftigt und welche Themen für sie von Bedeutung sind. Insgesamt können die Darstellenden die Frage „Hast du Worte?“ also mit einem deutlichen „Ja!“ beantworten und – noch viel wichtiger – sie haben Wege, diese auch auszudrücken.
Autorin: R. Stegemeyer
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