PRESSE: „Jeder kann etwas beitragen“: Verbundschüler verlegen ihren Unterricht ins Naherholungsgebiet
Eintrag vom 17. Oktober 2022
„Achtung, Baum fällt!“ Der Ruf schallt durch den Wald, wenig später ist ein Aufprall zu hören. Hier sind nicht etwa Waldarbeiter am Werk, sondern Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe sieben der Verbundschule Hille. Sie sind Teil einer ereignisreichen Projektwoche.
Monatelang habe er sich Regen gewünscht, sagt Umweltpädagoge Sascha Traue und lacht. In dieser Woche sei er offenbar erhört worden. Aber das Wetter tut der guten Stimmung am Badesee Mindenerwald keinen Abbruch. Die Schüler sind hochmotiviert und packen kräftig mit an.
Sascha Traue leitet die Projektwochen bereits seit vielen Jahren. Von ihm und den Bundesfreiwilligen, die bei der Biologischen Station beschäftigt sind, lernen die Siebtklässler wie Naturschutz ganz praktisch funktioniert. Eine Woche lang findet ihr Unterricht – sie alle haben den naturwissenschaftlichen Kurs gewählt – nicht im Klassenzimmer, sondern im Grünen statt.
Die Projektwoche ist Teil einer Kooperation zwischen der Biologischen Station Minden-Lübbecke und der Verbundschule Hille. Unterstützt wird die Arbeit auch vom Umweltamt des Kreises, der Gemeinde Hille und der Pohlschen Heide (KAVG). „Das funktioniert super und sogar recht unbürokratisch“, ist Sascha Traue begeistert und hat gleich ein Beispiel parat: In einem trocken gefallenen Gewässer haben die Teilnehmenden viel Müll entdeckt, unter anderem Überreste eines alten Badezimmers. Die Jugendlichen buddeln die Sachen aus und schleppen sie zu einem Weg, wo sie vom Bauhof der Gemeinde Hille abgeholt und anschließend entsorgt werden.
Die 29 Schülerinnen und Schüler sind in vier Gruppen aufgeteilt. Sie bauen Insektenhotels, schneiden Kopfweiden und bauen aus den Ästen Tipis, sie kümmern sich um die Gehölzpflege und legen neue Gehölzinseln an – jeden Tag wird gewechselt. Jeder Schüler bekommt alle Bereiche mit. Und weil viel Regen vorhergesagt war, freut sich Sascha Traue umso mehr, dass die Familie Schnelle ihre Scheune zur Verfügung gestellt hat. „Wir haben hier ein tolles Miteinander mit der Nachbarschaft.“
Der Umweltpädagoge ist begeistert, dass bei den jungen Menschen offenbar ein Bewusstsein vorhanden ist, dass sich in Sachen Natur- und Umweltschutz etwas tun muss. „Jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Wichtig ist erst mal, im Kleinen anzufangen, die Welt zu verbessern“, sagt Mina und Sascha Traue nickt zustimmend. Er hofft, dass die Projektwoche bei den Teilnehmenden nachwirkt. Einige hätten ihm erzählt, dass in ihren Familien angesichts der Wasserknappheit entschieden wurde, die Pools abzubauen. Diese Erkenntnis habe ihn beeindruckt.
Jonas macht vor allem die Gehölzpflege Spaß. Aus den Resten baut er mit seinen Mitschülern Totholzhecken. „Das hier ist viel besser, als in der Schule zu sitzen.“ Für Jette ist die Erkenntnis der Woche, dass jeder Einzelne der Natur helfen kann. „Und es macht einfach Spaß, hier etwas zu lernen“, findet sie.
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