schatten
schatten

PRESSE: Leben retten per Sprachbefehl: Verbundschule Hille schafft zweiten Defibrillator an

Eintrag vom 13. Mai 2018

Hille (mt). Dieses Geschenk kommt hoffentlich nie zum Einsatz: der neue Defibrillator an der Verbundschule Hille. „Aber es ist gut zu wissen, dass es ihn gibt“, meint Schulleiter Dirk Schubert.
„Er erhöht die Chance zu überleben um 70 Prozent“, berichtet Karen Degenhard, die für die Ausbildung der Schulsanitäter zuständig ist. Zwei Geräte dieser Art besitzt die Einrichtung: Eines hängt seit drei Jahren in der Nähe des Sekretariats, das neue seit einem halben Jahr in der Mensa – und damit sehr zentral, wie Schubert findet. „Es gibt hier sehr lange Wege.“ Und der Faktor Zeit spiele im Notfall eine große Rolle. „Er kann lebensbedrohlich oder lebensrettend sein.“

Für den Umgang mit dem Gerät wurden bereits rund 30 Schulsanitäter und 50 Lehrer geschult, wie Karen Degenhard berichtet. Häufig fühlen sich Menschen nicht sicher im Umgang mit dem Defibrillator, der mittels Stromstößen das Herz zum Schlagen anregt. „Das Gerät ist aber selbsterklärend und ganz einfach zu bedienen“, berichtet sie. Nach dem Einschalten leitet der „Automatische Externe Defibrillator“ per Sprachbefehl Nutzer Schritt für Schritt an.

Er weist etwa daraufhin, den Notruf zu alarmieren und wo auf dem Oberkörper die Elektroden angeklebt werden sollen, über die der Strom an den Körper abgegeben wird.

Zum Einsatz kommen die Geräte, wenn bei einem Verletzten weder Atmung noch Puls vorhanden sind – andernfalls wird eine Herz-Lungen-Wiederbelebung angewandt, wie Schulsanitäter Niklas-Jerome (15) berichtet. Bevor die Elektroschocks aktiviert werden, testet das Gerät darum den Puls. Wenn der Strom Richtung Herz geschickt wird, müssen die Helfer zur Seite treten. Mit einem Regler kann eingestellt werden, ob ein Erwachsener oder ein Kind verletzt ist. Daran wird auch die Stromstärke angepasst. Falls zusätzlich zu den Schocks eine Herzmassage erforderlich ist, gibt das Gerät mit einem Signal den Rhythmus vor. Und es passt seine Lautstärke der Umgebung an.

Niklas-Jerome und die anderen Schulsanitäter haben die Handhabung bereits „trocken“, also ohne Strom, mit einem Übungs-Defibrillator an einer Puppe geübt. Dabei haben sie auch gelernt, dass der Oberkörper entkleidet werden muss, bevor die Elektroden angebracht werden. „Beispielsweise könnten BH-Bügel sonst zu Verbrennungen führen“, erklärt Karen Degenhard. Eine Schere zum Aufschneiden der Kleidung und ein Rasierer zum Entfernen der Brusthaare, die beim Anbringen der Elektroden stören könnten, liegen ebenfalls im Defi-Koffer bereit.

Wie solche Geräte zum Einsatz kamen, hat Schulsanitäter Linus (12) schon zweimal bei Sportveranstaltungen miterlebt: einmal in Isenstedt und einmal in Espelkamp, berichtet er. Und jeweils bei Männern, die jünger als 30 Jahre waren. „Es betrifft nicht nur alte Menschen.“ Er findet es deshalb gut, dass die Geräte auch an der Schule zugänglich sind.

Der erste Defibrillator wurde vom Förderverein der Schule angeschafft, der zweite mit Hilfe eines Budgets von 2500 Euro, das die Volksbank Mindener Land zur Verfügung gestellt hat. Seit zwei Jahren unterstützt sie die Anschaffung der Geräte vor allem an weiterführenden Schulen aber auch bei Vereinen. Auslöser war der Tod zweier Menschen, denen Defibrillatoren hätten helfen können, berichten Michaela Weide und Ute Ernsting.

Rund 1200 Euro koste ein Gerät, berichtet Degenhard. Von dem restlichen Geld wurden Batterien für die Geräte und Kästen für die Aufbewahrung angeschafft. Werden sie geöffnet, geht ein Alarm los und eine Sirene blinkt rot auf – so soll unbefugtes Herausnehmen vermieden werden. Bislang sei der Alarm noch nicht losgegangen, berichtet Schubert.

Und nicht nur die rund 1500 Jungen und Mädchen der Verbundschule profitieren von der Anschaffung. Mit der Grundschule Hille gibt es eine Kooperation: Bei einem Notfall, meldet sie sich bei der Nachbarschule. Auf halbem Weg zwischen beiden Einrichtungen können die mobilen Defibrillatoren dann überreicht werden und vielleicht Leben retten.

Copyright © Mindener Tageblatt 2018

Quelle: http://www.mt.de/lokales/hille/22133824_Leben-retten-per-Sprachbefehl-Verbundschule-Hille-schafft-zweiten-Defibrillator-an.html

zurück